Nikolaus
Nikolaus oder Knecht Ruprecht?
Wie sieht er eigentlich aus, der Nikolaus? „Na, ist doch klar,“ wird die Mehrzahl der Weihnachtsfans sofort antworten, „rote Kutte mit Kapuze, weißer Bart, Rute und Sack ... oder äh ... ist das nicht der Weihnachtsmann?“
Das „echte“ Nikolauskostüm: Reichbestickter langer Mantel, hoher spitzer Hut, Hirtenstock. Man stelle sich einen heutigen Bischof der orthodoxen Kirche vor. Denn Nikolaus von Myra, ca. 270 nach Christus im Gebiet der heutigen Türkei nahe Antalya geboren, war ein Bischof der Frühkirche. Das rote Kostüm hingegen ist die Arbeitskleidung des Weihnachtsmannes.
Viel Verlässliches weiß man nicht über die Person des historischen Nikolaus. Scheinbar ist er das Produkt einer Verschmelzung zweier historischer Personen zu einer: Abt Nikolaus von Sion und Bischof Nikolaus von Myra. Letzter wurde mit neunzehn Jahren zum Priester geweiht und war dann Abt eines Klosters in der Nähe von Myra. Als Sohn reicher Eltern habe er sein ganzes Vermögen an die Armen verschenkt, sagt die Überlieferung. Heute ist nicht mehr klar zuzuordnen, welchem der beiden Nikoläuse welche Legende zugeschrieben werden kann.
Die schönste und wichtigste Legende aber ist wohl die Jungfrauenlegende: Ein edler, aber verarmter Mann konnte die Mitgift für seine drei heiratsfähigen Töchter nicht aufbringen. Aus purer Not sah er sich gezwungen, die drei in ein Bordell zu schicken, in dem sie sich den Rest ihres Lebens als Prostituierte verdingen sollten. Nikolaus aber hörte davon und warf nachts drei Klumpen Gold durch das Fenster der drei Mädchen. So wurden sie vor ihrem grausamen Schicksal bewahrt.
Viele Nikolaus-Legenden handeln von seiner Freigiebigkeit. So entwickelte er sich rasch zu einem der beliebtesten Heiligen der Welt. So unterschiedliche Berufe wie Metzger, Weinhändler, Seeleute oder Lehrer wählten Nikolaus zu ihrem Schutzpatron. Selbst Diebe flehten in an in der Not: „Heiliger Sankt Nikolaus, schütz uns vor Polizei und Arbeitshaus“. Dies spielt jedoch heute keine so große Rolle mehr. Nun gilt er vor allem als Wohltäter der Kinder.
Nikolaus-Bräuche für Kinder gibt es im Wesentlichen in zwei Varianten: Als Einlege- und als Einkehrbrauch.
Beim Einlegebrauch legt der Nikolaus in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember heimlich Gaben in die Schuhe oder Socken der Kinder. Schon im 13.Jahrhundert wurden am 6. Dezember Jungen beschenkt, der 12. Dezember (Tag der Heiligen Lucia) war der Tag der Mädchen. Selbst Martin Luther hat diesen Brauch bei seinen Kindern noch praktiziert, aber dann im Zuge der Reformation den Geschenktermin vom 6. auf den 24. Dezember verlegt. Den Reformatoren war die Heiligenverehrung bekanntlich gar nicht recht. Erst seit dem 19. Jahrhundert gilt in Deutschland flächendeckend Heiligabend als eigentlicher Geschenktag.
Ab dem 17. Jahrhundert kehrt in katholischen Gegenden der Nikolaus persönlich ein. Begleitet wird er von einem Helfer, z.B. Knecht Ruprecht, dem Percht oder Krampus. Nikolaushelfer gibt es in vielen verschiedenen Varianten. Allen Bräuchen gemein ist, dass Nikolaus als Richter über die Kinder auftritt, gute Taten belohnt und böse bestraft. Vollstrecker ist in letzterem Fall Knecht Ruprecht, der die Kinder mit seiner Rute straft oder sie in seinen Sack steckt. Löbliches Verhalten und Verfehlungen der Kinder sind im goldenen bzw. schwarzen Buch des Nikolaus‘ vermerkt. Der Einkehrbrauch ist mittlerweile jedoch pädagogisch umstritten.
Der historische Nikolaus wurde ursprünglich in Kleinasien begraben. 1087 raubten italienische Piraten Nikolaus‘ Gebeine und verschleppten sie nach Italien. Bis heute währt der Streit, wem Nikolaus denn nun eigentlich gehört: Italien oder der Türkei.